Hot-Pants oder Schulkleidung? Zu meinem Beitrag bei Main.TV

Muss eigentlich jede Debatte, auch wenn sie kontrovers diskutiert wird, mit solchen Sätzen geführt werden: „Ich würde mir nicht von Opa Zach erzählen lassen, was ich zu tragen habe“. Auf jeden Fall geht die Debatte um Schulkleidung in eine weitere Runde! Lauteten zu meiner Zeit die entsprechenden Vorwürfe meiner Eltern oder der Erwachsenen grundsätzlich noch: „Du läufst rum wie ein Gammler“, sind heute andere Vorhalte im Vordergrund! Es geht, wie die aktuelle Diskussion an der Kopernikusschule in Freigericht zeigt eher darum, wie offen bekleidet oder möglicherweise aufreizend angezogen jemand in die Schule geht! Das aber ist eine Diskussion, die immer wieder zwischen Eltern, Kindern und den Lehrern geführt wird!

Meine persönliche Meinung ist, dass ab einem gewissen Grad der Freizügigkeit, dieses Auftreten nichts in der Schule verloren hat. Damit soll sowohl der/die Jugendliche, als auch der/die Kollege/in geschützt werden. Grundsätzlich spreche ich niemandem das Recht ab seine Kleidung frei zu wählen und insbesondere in einer bestimmten Phase der persönlichen Entwicklung auch mit dieser zu experimentieren. Das gehört zum Erwachsen werden dazu. Dazu gehört aber auch, dass zum Erwachsenwerden dazu gehört, Grenzen zu erfahren. Das Hauptaugenmerk liegt hier, wie ich finde, bei den Eltern des/der Jugendlichen. Diese haben im Sinne ihrer Erziehungsverantwortung gegenüber ihren Kindern darauf zu achten, dass diese der Situation entsprechend gekleidet sind. Jedoch kann ich nur immer wieder betonen, dass dies nicht überall gleichermaßen gilt. Dass in der Schule eine andere Kleidung angebracht ist, als im Schwimmbad, ist unzweifelhaft. Das Ziehen und die Erfahrung von Grenzen sind mit dem Erwachsen werden  absolut verbunden.

Verbote sind grundsätzlich problematisch, da die Hoffnungen, die man mit einem Verbot verbindet, schnell enttäuscht werden könnten, wenn eine Schülerin oder ein Schüler dagegen verstößt. Wie sanktioniert die Schulleitung das? Schickt sie den Minderjährigen heim, mit allen Folgen und rechtlichen Grauzonen, die das mit sich bringt? Angebrachter finde ich eine Sanktionierung, wie ich sie von zwei Schulen in Birstein und Steinau kennen gelernt habe. Dort bekommt der- bzw. diejenige, die nach der Meinung der Lehrkraft unangemessen in die Schule kommt, ein T-Shirt in Größe XXXL, welches er/sie den restlichen Tag tragen muss. Der damit verbundene Lerneffekt bringt meiner Meinung nach deutlich mehr als ein reines Verbot.

Hierzu gibt es jedoch wie oben schon angedeutet, die unterschiedlichsten Haltungen, die sich an folgender Nachricht des gleichen SMS-Schreibers ablesen lassen!

„Habe gerade Deinen Kommentar bei Main TV gesehen. Unmöglich. Ich könnte kotzen. Dass ich mit so einem in der Partei bin. Schrecklich. Du argumentierst wie ein Islamist. Grausam. Frauen dürfen tragen was sie wollen, auch wenig Kleidung!“ 

Damit Sie sich auch eine Meinung bilden können, hier zusätzlich zu diesem Blog der Beitrag aus Main.TV!

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8 Gedanken zu „Hot-Pants oder Schulkleidung? Zu meinem Beitrag bei Main.TV

  1. Zu deiner Erinnerung: Du bist Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen. Eines der Kernthemen unserer Partei war von Anfang an der Kampf gegen Sexismus. Deine Statements zu diesem Thema strotzen nur so davon. Dass du das nicht einmal bemerkst und an deinen kruden Thesen festhältst, wenn du schon damit konfrontiert wirst, schockiert mich.

    Erst einmal grundsätzlich: Ist dir nicht aufgefallen, dass bei dem Thema aufreizende Kleidung wieder nur von Schülerinnen gesprochen wird? Was ist mit den Schülern? Da hängt aus den tiefsitzenden Hosen auch der Hintern raus, teils ist auch durch große Ausschnitte die Brust zu sehen. Warum ist das eine sexuell aufreizend und das andere nicht, wo ist der Unterschied? Richtig, allein in den Gedanken des Betrachters. Knapp bekleidete Frauen machen sich nicht – wie Frau Dörr sich ausdrückt – zu „billigen Sexualobjekten“, sondern sie werden von manchen Betrachtern dazu gemacht. Gegen dieses Zum-Objekt-Machen von Frauen und Mädchen sollte man als Schule vorgehen und nicht gegen die Kleidung an sich. Manche finden es auch schon sexuell aufreizend das Haar einer Frau zu sehen. Wann trittst du als Dezernent denn für die Kopftuchpflicht in der Schule ein? Wenn der erste Lehrer zu dir kommt und sich über die Verführung durch sichtbares Haupthaar beschwert?

    Überhaupt, bei mit Push-Ups hochgeschnürten Ausschnitten Minderjähriger von Verführung zu reden. Da wird mir speiübel. Zum einen steckt da die Annahme drin, dass Frauen und Mädchen mit ihrer Kleidung vor Allem eine Wirkung auf Männer gezielt entfalten wollen. Nein, die meisten ziehen einfach nur an, was ihnen gefällt und worin sie sich wohl fühlen. Ja, das gilt auch für so genannte „aufreizende Kleidung“. Zum anderen ist die Aussage aber auch sexistisch gegenüber Männern: Das sind keine triebgesteuerten sexuellen Untiere, die bei dem kleinsten Aufblitzen einer weiblichen Brust sabbernd, mit hängender Zunge dieser nachhecheln. Die haben durchaus Selbstbeherrschung und können sich trotzdem konzentrieren. Wer das als erwachsener Mensch und studierter Pädagoge nicht kann und sich dazu noch „verführt“ fühlt, der hat ein schweres Entwicklungsdefizit. Den will ich nicht in meiner Nähe und schon gar nicht hat er etwas in der Nähe von Kindern und Jugendlichen zu suchen. Dass du überhaupt auf einen solchen Gedanken kommst, stimmt mich nachdenklich.

    Kleidung ist Teil der eigenen Persönlichkeit. Genau die entwickeln und finden Jugendliche erst, dafür ist für meine Begriffe auch die Schule als Ort der Bildung da. Dazu müssen sie sich ausprobieren. Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, da waren viele Outfits auch sehr freizügig in der 7. bis 10. Klasse. Die haben damals mehr Haut gezeigt als die Outfits, die ich heute bei SchülerInnen sehe. In der Oberstufe legte es sich dann schon wieder und jetzt beim Treffenfünf Jahre nach dem Abi war von freizügiger Kleidung nichts mehr zu sehen. Es ist halt ein Entwicklungsschritt, das sollte man nicht überdramatisieren.

    Natürlich muss die Schule nichtsdestotrotz ihrem staatlichen Bildungs- und Erziehungsauftrag nachkommen und mit den SchülerInnen über Geschlechterrollen, den Einfluss der Medien darauf und auch Kleidung ins Gespräch kommen. Damit hat das Überstülpen von Säcken beziehungsweise Ersatzkleidung aber nichts zu tun. Das ist keine Erziehung und keine Auseinandersetzung auf Augenhöhe, das erinnert mehr an die mittelalterliche Praxis des An-den-Pranger-stellens. Demütigung und Entwürdigung hat in der Erziehung nichts verloren. Kann mich auch nicht entsinnen, dass das jemals grüne Position gewesen wäre. Falls das tatsächlich eingeführt werden sollte, hoffe ich ja sehr, dass die SchülerInnen in der Kopernikusschule Prostesttage einführen, an denen einfach alle in knapper Kleidung oder Badekleidung auftauchen. Für alle SchülerInnen Ersatzkleidung bereitzuhalten dürfte bei einer so großen Schule schwierig sein.

    Wie wäre es dagegen tatsächlich mal mit dem Aufgreifen dieser Themen im Unterricht? Mit der Exkursion zu Ausstellungen? Mit Projekttagen? In den Gängen werden doch auch immer Bilder ausgehängt, warum nicht auch einmal etwas zu diesem Thema? Nicht so bequem wie Säcke überzustülpen, aber vielleicht irgendwie wirkungsvoller und würdiger.

    Ich fasse also zusammen: Ein Dezernent, der Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen ist, tätigt zutiefst sexistische Aussagen und tritt für demütigende Behandlung von Jugendlichen in der Schule ein. Ja, da schäme auch ich mich in der gleichen Partei zu sein. Ein Gutes hat es. Wenn jemand demnächst behauptet, es gäbe in der Mitte unserer Gesellschaft keinen Sexismus, schicke ich demjenigen einfach diesenLink zu. Dann kann ich mir weitere Erklärungen sparen.

    • Vielleicht, Frau Trageser, sollten Sie O-Ton des geschnittenen Beitrags und Blog-Beitrag gemeinsam beurteilen! Ansonsten nehme ich den Hinweis darauf, ich könnte vielleicht nicht mehr richtig in meiner politischen Heimat seit 1983 aufgehoben sein, amüsiert zur Kenntnis! Meinungsvielfalt dachte ich, gehört doch auch zu unseren Grundfesten. Ihr Hinweis erinnert mich fatal an manchen Erwachsenen in meiner Jugend: „Wenn es Dir hier nicht gefällt, dann geh doch rüber!“ Dass jetzt Junge Älteren sagen, geh doch in eine andere Partei (welche raten Sie mir denn, Frau Trageser, wo wäre ich Ihrer Ansicht nach „richtig“ aufgehoben?)ist neu! Alles ist anders!

      • Glückwunsch, Herr Zach,
        das zeichnet einen echten „Politiker“ in unseren Breitengraden aus: Erst irgendwelche abstrusen Thesen in den Raum werfen, damit man endlich wieder einmal ein wenig mediale Aufmerksamkeit erhält, wenn man sonst schon (fast) nie mit eigenen Arbeitsergebnissen glänzen kann. Jede PR ist besser als keine, – so auch auf Kosten junger Menschen mitten in der Entwicklung
        Und bei Kritik dann schnell alles so drehen und wenden, wie man es gerade gut gebrauchen kann. Statt inhaltlicher Auseindersetzung nur ätzendes Beißen. Sie haben sich wunderbar im politischen Umfeld aklimatisiert, das die Grünen früher so gern kritisiert haben. Die Quittung kommt ganz sicher bei den nächsten Wahlen, versprochen.

      • Sie haben meinen Blog aber wirklich gut gelesen, sich aber ausführlich mit ihm auseinander gesetzt! Die Wirklichkeit ist, dass dieses Thema in den Schulen rauf und runter diskutiert wird und ja auch schon entsprechende Reaktionen (Änderung des Leitbildes, Maßnahmen etc.) Mein Anlass, mich mit diesem Thema zu beschäftigen war die Anfrage einer Zeitung, nachdem die Kopernikusschule in Freigericht eine entsprechende Diskussion und einen Beschluss gefasst hatte! Danach kam Main.TV. Ich freue mich über jede Kritik, besonders über gute und substantiierte!

      • Schade, Sie haben mit Ihrer Antwort eindeutig bestätigt, dass es Ihnen weder um die Sache geht, noch wollen Sie ernsthaft inhaltich diskutieren. Ich bin auch erstaunt, dass Sie während Ihrer Arbeitszeit bloggen, ich kann das nicht. Also, lassen wir es dabei, ich habe mir meine Meinung zu Ihrer Motivation gebildet. Fertig.

      • Puuuuh, Kritik von Ihrer Seite ist möglich, aber Kritik Ihrer Argumentation unterbinden Sie mit „Basta“=“Fertig“? Auch eine Einstellung, die Ihnen bestimmt, wenn Sie das in Ihrem politischen Engagement als Grundsatz Leben, hohe Erfolge beschehrt!

  2. Ich habe mich jüngst mit einem Bekannten unterhalten, der Lehrer am BG in Gelnhausen ist. Männlich, Anfang 30, heterosexuell. Er hat zu dieser Diskussion Folgendes gesagt, dem ich nichts mehr hinzuzufügen habe: „Wenn ein erwachsener Mann, der sich für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen entschieden hat, von einem pubertierenden Mädchen „verführen“ lassen kann, dann hat das Schulamt diesen Mann schleunigst aus dem Schuldienst zu entfernen. Was sollen denn die Schwimmlehrer sagen? Meine Schülerinnen könnten nackt vor mir sitzen, das würde mich nicht interessieren. Das sind kleine Mädchen!“

    • Das ist der Blickwinkel, den ich voll unterstütze! Da hat das SSA eine hohe Verantwortung! Im Blog allerdings wird auf Entwicklungen reagiert, die an vielen Schulen inzwischen diskutiert und zu verschiedenen Reaktionen führen! Es ist eine Aufgabe der inneren Schulorganisation, ich wurde allerdings gefragt!

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